Musikverein Laimnau im Fluss der Zeit – alles neu im Argental

 

Premiere für die Dirigenten Sandra Möhrle und Simon Heimpel

beim Weihnachtskonzert


Text: Roland Feirle

 

War es die Neugier auf die Präsentation der neuen Uniform oder die Premiere der neuen Dirigentin beim Konzert am ersten Weihnachtsfeiertag: Freunde der Blasmusik füllten die stimmungsvoll dekorierte Festhalle bis auf den letzten Platz, um ein ausgewogenes und überaus anspruchsvolles Konzert der Laimnauer MusikerInnen zu genießen.

Vorstand Dietmar Weiß durfte zahlreiche Ehrengäste aus Kirche und Politik begrüßen, die ebenfalls gespannt waren, was der Musikverein Laimnau akustisch und optisch bieten würde. Die zwanzig Jahre alte Uniform wurde ein letztes Mal von der Jugendkapelle getragen, als sie unter der Leitung ihres neuen Dirigenten Simon Heimpel das Konzert eröffnete. Die jungen Musiker zeigten sowohl bei „Highlights from brother bear“ als auch bei „Marches of John Williams“ erstaunliche Sicherheit beim Spiel und waren ein Beleg für die fundierte Ausbildung im Verein. Die zahlreich erschienenen Angehörigen der jungen Künstler honorierten mit ihrem begeisterten Applaus auch die Arbeit der Vorstandschaft und des sicher leitenden jungen Dirigenten. Bei der geforderten Zugabe durfte Stefan Nuber mit einem Horn-Solo sein Können zeigen.

Die Anspannung war kaum noch zu steigern, als über 70 Musikerinnen und Musiker in der abgedunkelten Halle die Bühne betraten, Lämpchen an den Notenpulten wie Sterne glänzten und die Gäste immer noch rätselten, ob die Damen im Dirndl oder die Herren in einer Lederhose erscheinen würden. Moderator Daniel Schmid, selbst aktiver Musiker an der Trompete, lüftete das Geheimnis, indem er zwei Models (Carola Frasch und Simon Heimpel) auftreten ließ. Ein besonderer Augenschmaus sei die neue Bekleidung der rund zwei Dutzend Musikerinnen, denn Blazer, Mieder und Rock würden von Accessoires wie Hut und Tasche passend ergänzt. Und die Männer vervollständigten das stimmige Bild in ihrer Kombination aus Blau und Schwarz, wobei vor allem auf die neu gewonnene Freiheit am Hals hingewiesen wurde: statt Krawatte sei jetzt eine Kordel in.

Nach der Vorstellung der neuen Uniform unter der Begleitung von „Fanfaren“ präsentierte die neue Dirigentin Sandra Möhrle ihre Kapelle mit dem zweiten Stück „Panta Rhei – ein Dorf im Fluss der Zeit“ - Veränderungen stehen an, aufgegriffen in einem Ort im Südschwarzwald. Einerseits zeichnete das Hörner-Register den klaren Wasserlauf nach, begleitet von einem Wechselspiel zwischen Querflöten und Schlagzeug, andererseits deuteten die raschen Tempowechsel und Dissonanzen die Bedrohung der Arbeitssituation im Dorf an: Probleme in der Textilindustrie. Eine Überraschung war dabei, wie die Interpreten mit Schlüsselbund oder Mundstück am Notenständer die Takte der maschinellen Produktion inszenierten. Im Finale glänzten nochmals neben Pauken und Trompeten alle Register, um die Veränderung hörbar werden zu lassen. Bereits hier wurde deutlich, wie es Sandra Möhrle in der kurzen Zeit gelungen ist, den von ihren Vorgängern Grund gelegten Ausbildungsstand zu nutzen und durch sicheres Dirigat von ihren MusikerInnen mal Forte mal Piano zu fordern.

Dass die Laimnauer auch über herausragende Solisten verfügen, konnte zunächst Franziska Schmid beweisen, als sie bei „Schicksal der Götter“ den Kampf zwischen Gut und Böse beendete und mit ihrer Oboe den Baum des Lebens als vollkommenes Glück intonierte. Im Stück „Malaguena“, vor allem eine Herausforderung für die Schlagzeuger, bewies dann Simone Weiß, dass man auch in kurzer Zeit mit viel Fleiß eine Bass-Klarinette wundervoll zum Klingen bringen kann – mal kraftvoll oder ganz zart. Wenn zehn Laimnauer Posaunisten „76 Trombones“ meisterlich zum Klingen bringen, können sie nur noch von einer zarten Piccolo-Flöte in Schach gehalten werden, exakt gespielt von Karin Locher.

Ein Ohrenschmaus war das Arrangement aus dem Musical „Elisabeth“, in dem das Trompeten-Register erst die Verliebtheit der Sissi wiedergibt , untermalt von einem gefühlvollen Solo durch Vanessa Litz, um schließlich nach einem Einwand der Bassisten und einem schwungvollen Walzerrhythmus auf das tragische Ende der Kaiserin hinzuweisen.

Den Abschluss des zweieinhalbstündigen Programms bildete die hochachtungsvolle Verneigung vor George Gershwin („A tribute to Gershwin“), als Dirigentin und Kapelle nochmals im Swingstil zur Hochform aufliefen, indem sie mit gekonnten Improvisationen (Julian Litz auf der Posaune und Helmut Brugger auf der Trompete) die Solisten Verena und Regina Mack (Saxophon und Querflöte) begleiteten.

Für den überraschend verhinderten Bürgermeister Walter aus Tettnang übernahm spontan Ortsvorsteher Peter Bentele die Dankesrede, indem er die herausragende Leistung von Sandra Möhrle und ihren MusikerInnen lobte. Bei ihrem konzentrierten Einsatz müssten sogar die Männer spuren, als Belohnung dürften sie aber auch die Gesellschaft der hübschen Damen in ihren neuen Kleidern genießen. Sein Dank an die Kapelle für ihren Einsatz bei den verschiedensten Veranstaltungen das ganze Jahr über gab Vorstand Dietmar Weiß nochmals die Gelegenheit, die Leistungen der Stadt Tettnang bei der Anschaffung der Uniform und die Beiträge der zahlreichen Sponsoren zu würdigen. Besonders stolz war er über den ersten Einsatz der Jungmusiker Daniel Bock, Tim Hirscher, Jonas Kessler und Joachim Stauber, die von dem ehemaligen Dirigenten Markus Brugger nach 13 Jahren Abstinenz aktiv im Saxophonregister Unterstützung fanden. Auch die vielfältigen Arbeiten der Damen und Herren im Hintergrund fanden ihre Beachtung, vor allem die des Dekorationsteams mit seiner Frau Waltraud an der Spitze, die eine weihnachtliche Stimmung in die Halle zauberten.