Bericht der SZ-Tettnang

„Kerle“ mit Charisma erhalten Ehrenzeichen

Auch das Wetter macht mit beim Großen Zapfenstreich der Bürgerwehr und Kirchenpatrozinium in Laimnau


Mit dem goldenen Ehrenzeichen des Landesverbandes der Bürgerwehren sind am Samstag beim Stehempfang im Gemeindehaus in Laimnau Alois Günthör, Helmut Lutz und Hermann Hillebrand ausgezeichnet worden. Alle drei sind seit 50 Jahren aktive Mitglieder im Spielmannszug der Bürgerwehr. Der anschließende Große Zapfenstreich im Rahmen des Peter- und-Paul-Festes fand wegen der Sanierung des Sportplatzes vor der Argentalhalle statt, wo einige Hundert Zuschauer die Zeremonie verfolgten. Im Beisein des Ehrenlandeskommandanten und Oberst a.D. der Bürgerwehren, Harald Neu, sowie des stellvertretenden Landeskommandanten, Major Georg Bacher, blickte Roland Mair im Gemeindehaus auf die Bedeutung der Bürgerwehren im 12. und 13. Jahrhundert zurück, als sie noch Zeichen für die Verpflichtung der Bürger waren, sich für die Sicherheit der Städte und Gemeinden einzusetzen. Das habe auch in Kriegszeiten als Schutz von innen heraus gegolten. Bürgerwehren seien kein Zeichen von Romantik sondern schlichte Notwendigkeit gewesen. Dieser Charakter habe sich später hin zu repräsentativen Wehren gewandelt. Mair erinnerte an die napoleonische Zeit, als die Bevölkerung entwaffnet wurde und Bürgerwehren verboten waren. Letztere verschwanden, kamen aber wieder. Über die Laimnauer Wehrgeschichte ist aus dieser Zeit nichts überliefert. Feststeht, dass sie Mitte des 19. Jahrhunderts wieder gegründet wurde, oft erneut zum Zwecke des Schutzes und gemeinsam mit der freiwilligen Feuerwehr agierend, als eigene Art des Heimatschutzes.

In den 60er- und 70er-Jahren feierte die Laimnauer Bürgerwehr in Festzelten mit 2000 bis 3000 Menschen. Im kleinen Laimnau hatte die Bundeswehr Feldküchen aufgebaut, um die vielen Besucher zu verköstigen. Das habe sich in den 80er-Jahren im Zuge des sich verändernden Zeitgeistes gewandelt. Der erste Zapfenstreich fand 1982 im Tettnanger Schlosspark statt. Mair betonte, die Bürgerwehren hätten in der Geschichte die unterschiedlichsten Aufgaben wahrgenommen, man wolle ein „Signal“ setzen, dass solche Dinge auch heute noch wichtig sind, die es wert sind, geschützt zu werden. In diesem Zusammenhang lobte er die drei Kameraden, die zur Ehrung anstanden.


Fünfmal Thurgauer Marsch

Tambourmajor Thomas Günthör hielt die Laudatio auf die drei zu Ehrenden und überraschte mit umfangreichem – zum Schmunzeln anregendem – Insiderwissen. Helmut Lutz (dessen Mutter mit 101 Jahren bei der Ehrung wie beim Zapfenstreich dabei war) sei im Spielmannszug das „Allround-Talent“ gewesen, das mehrere Instrumente spielte und am lautesten beim Lied „Großer Gott wir loben dich“ gesungen habe. Hermann Hillebrand war viele Jahre stellvertretender Tambourmajor und Ausbilder. Um Zeit zu gewinnen, ließ er einmal in Essenhausen fünfmal den Thurgauer Marsch spielen. Legendär auch seine Fahrten im Ford Taunus der Mutter am „Laimnauer Ring“. Klar, dass der aktuelle Tambourmajor über seinen Vater Alois Günthör am meisten wusste. Ob zur Wette am hochwasserführenden Bollenbach oder über das Folgen habende Ereignis beim ersten Zapfenstreich in Tettnang 1982, als eine Viertelstunde vor Beginn noch nicht bekannt war, wer die Solo-Flöte spielt – und er Verantwortung übernahm. Die spielt er bis heute. Für Vater Alois war die Situation eine Besondere: Sein Sohn hielt die Laudatio und sein Enkel spielt mittlerweile das Flöten-Solo beim Zapfenstreich, das er über 30 Jahre gespielt hatte. Thomas Günthör dankte allen dreien für ihre seit einem halben Jahrhundert andauernde Treue zum Verein und zur Tradition.

Bürgermeister Bruno Walter lobte, das Peter-und-Paul-Fest sei für ihn wie für die Kirchengemeinde immer etwas Besonderes, zu dem er mit seiner Frau gerne komme. Das Fest dokumentiere eine enge Verbindung der Menschen in der Ortschaft. Eine Verbindung, die früher noch enger war als heute. Diese Nähe und Verbundenheit wünscht er sich wieder. Walter betonte die Wichtigkeit des bürgerschaftlichen Engagements durch die Vereine und freute sich, das 175-jährige Bestehen der Bürgerwehr mitfeiern zu dürfen. Sein besonderer Dank galt den Geehrten.

Dekan Hangst überwältigt

Dekan Reinhard Hangst zeigte sich wie zuvor Bürgermeister Walter „überwältigt“ von den vorausgegangenen Reden von Roland Mair und Thomas Günthör. Die Geehrten seien „drei unterschiedliche Kerle“ mit eigenem Charisma. Deren gelebte Haltungen wie unter anderem Vertrauen und Wertschätzung legte er allen ans Herz.